Das Landesführerlager 2017

7. November, irgendwo im Hunsrück.

Wo Tage zuvor tapfere Schluchtenscheißer schwarze Planen, trotz Eiseskälte und gnadenlosem Bodenfrost, hochzogen, stapften wir an. Für die meisten war es schon dunkel und geleitet nur vom leisen Gitarrenzupfen fanden sie ihren Weg ans Feuer im Schatten der Burg Waldeck. Sie saßen in einem Kreis und warteten, dass der Inhalt des dampfenden Topfs herumgereicht wurde. Jeder wollte seine Portion. Jeder wollte auch eine zweite Portion. Irgendwann hörte man auf die Portionen zu zählen, weil es so verdammt lecker war. Und in dem Moment vergaßen alle zum ersten (aber nicht zum letzten) Mal an diesem Wochenende, dass es ja eigentlich a*schkalt draußen war. Und so begann es…Das Landesführerlager 2017 – On Ice. (hier bitte dramatische Filmmusik einspielen, das trägt zur Dramatik der Einführung bei, danke!)

Nein mal ehrlich jetzt! Sowas machen auch nur wir, oder? Mitten im November, vielleicht steckte ja einer schon mitten in den Weihnachtsvorbereitungen (solche soll’s ja geben..), stopft man jede Ritze seines Rucksacks voll mit dicken Socken, Pullovern, Mützen, Planen, Inlets, und nochmehr warme Socken. Wofür? ERLEBNISPÄDAGOGIK! Das Wort des Lagers. Denn unsere Landesführung hat sich gedacht: Was jahrelang studierte und ausgebildete Pädagogen können… das können wir schon lange! Und Recht hatten sie!

Erlebnispädagogik befasst sich allgemein mit Gruppenerfahrungen in der Natur, die uns helfen sollen die Persönlichkeit und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Dabei steht Spaß natürlich im Vordergrund und wird erweitert mit dem (oft in kleinen Diskussionsrunden) Reflektieren des Passierten und Agierens. An seine Grenzen gehen und diese zu erkennen, sie mit der Gruppe gemeinsam überwinden. Dafür ließ sich die LaFü ganz schön was einfallen!

Den ganzen Samstag wurden verschiedene Aktionen angeboten. Die einen entschieden sich für eine Tageswanderung mit erlebnispädagogischen Elementen (Keine Sorge! Phil hat ein Seil dabei!), wieder andere ließen sich bereitwillig auf Spiele ein und wurden als Schafe herumgescheucht, und nochmal andere nahmen all ihren Mut zusammen und kletterten in die Baumwipfel. Privatunterricht im Slacklinen? Darf natürlich nicht fehlen! Sich zu entscheiden war schwerer als eine Jurtenkiste. Wem das nicht reichte, der suchte am frühen Abend den Nacht-Cache. Und schon wieder vergaßen alle, wie kalt es eigentlich war.

Man redete über das Erlebte, war überrascht über die neuen Erfahrungen. Die Erkenntnis, wie einfach Erlebnispädagogik in unsere Pfadfinderarbeit einfließen kann, blieb wohl bei jedem hängen. Es muss nicht immer ein großes Spektakel sein. Hauptsache raus! Immer wieder gab es kleine Impulse und jedem war es selbst überlassen, was er vom Lager mit nach Hause nimmt. Habe ich etwas Neues über mich erfahren? Über die Anderen? Wo liegen meine Komfortzonen? Was waren Herausforderungen und war mir das zu Beginn bewusst? Aber keine Sorge! Bei all dem Programm kamen natürlich die späten Stunden nicht zu kurz. In der Großkonstruktion fanden wir uns jeden Abend zusammen und solange man nicht aufstand, konnte man sogar atmen!

Es ist ein ganz besonderes Gefühl, wenn draußen der Wind gegen die Planen peitscht und Frost sich langsam über die Wiese liegt und du mit allen zusammen auf Stroh und Teppichen hockst, dir warme Getränke reichen lässt, während du aus heiserer Kehle mitsingst. Dann kommt die Wärme nicht nur von den Flammen, sondern auch von Innen 🙂 Wenn die benachbarte Accapellagruppe dann auch noch rüberkommt und uns eine Show hinlegt, bei der die Wise Guys neidisch werden dürfen, dann ist das die Kirsche auf dem Eis! Wenn besagte Gruppe dann auch noch bleibt, weil sie sich von der Musik mitreißen ließ und der zuvor beschworene Tschai durch all unsere Hände geht, dann vergisst man wieder mal.. wie kalt es draußen eigentlich war. Ich denke jetzt hat es wirklich jeder verstanden!

Die stürmische Samstagnacht hat dann auch jeder mehr oder weniger trocken überstanden, sodass beim Abbau alle mit anpackten. So richtig heim wollte man aber dann doch nicht mehr. Vielmehr wurde noch ein letztes Mal darüber gesprochen, wie wir Erlebnispädagogik in unsere tägliche Arbeit einfließen lassen können. Dass wir bei all der Gremienarbeit und dem Papierkram den wir Leiter übernehmen, nicht vergessen dürfen, dass Pfadfinder*innen nach draußen gehören. Und so verabschiedete sich die eine Hälfte. Für die andere ging es noch in luftige Höhen. Die letzte Herausforderung stand an: Geierlay. Deutschlands längste schönste Hängebrücke. Wenn wir schonmal in der Nähe sind, dann wollen wir da auch drüber! Und so kalt wars dann auch nicht.

Danke für den krönenden Abschluss und bis nächstes Jahr!

 

Gut Pfad,

Caro